Sollte man in der Therapie wirklich über sexuelle Fantasien sprechen? Wozu? Überall begegnen uns Vorstellungen von Sexualität, erst durch Bedeutungsaufladung wird Sex interessant oder auch problematisch. Seien es Schwierigkeiten im Zusammenhang mit sexuellen Funktionen, Pornokonsum, der Sexualpräferenz, Affären, Differenzen im sexuellen Begehren – individuelle und Paarkonflikte sind gekennzeichnet durch Bewertungen des Fantasielebens als »zu wenig«, »zu viel« oder »falsch«.
Sexuelle Fantasien bieten einen sehr direkten Zugang zur Erotik der schöpferischen Person und damit der Person zu sich selbst. Mit ihnen können Konfliktbeschreibungen therapeutisch kontextualisiert und als Marker für einen Entwicklungsübergang der Person oder des Paares gerahmt werden. In der Therapie kann es gelingen, je nach Ausgangssituation Fantasien neu zu entwickeln, auf die darin enthaltenen sexuellen oder Grundbedürfnisse hin zu explorieren, sie als Teil des Selbst zu integrieren und möglicherweise so umzugestalten, dass sie zum neuen Systemzustand passend und nährend erlebt werden. In der Therapie thematisiert, bieten sexuelle Fantasien die Chance, sie als kreative Problemlösungsfigur für die Erotik und weit darüber hinaus einzusetzen.