Der Mensch hat's nicht leicht. Das einfachste Tier hat es besser. Wenn sich zwei Esel begegnen, weiß jeder von ihnen sofort, daß er einen Esel getroffen hat. Stehn sich zwei Menschen gegenüber, wissen sie noch lange nicht, wen sie vor sich haben. Sie ahnen nicht einmal, ob sie ihren rechten Handschuh in den rechten Handschuh des andern legen dürfen. Denn selbst ein Name spricht selten genug. Erst am Beruf erkennt ein guter Bürger den andern. Erst wenn man erfahren hat, womit sich der liebe Nächste, mehr oder weniger, steuerpflichtig macht, kann man die innere Sicherheit finden, die jedes positive Wissen verleiht. Aufs Ungewisse von jedem Mitmenschen das Beste zu glauben, ehrt einen. Man soll es sogar. Aber man stößt dabei auf Überraschungen. Und Überraschungen sind selten angenehm. Niemanden wird es beglücken, wenn sich im Theater der nette, rundliche Herr Nachbar, den man für einen gediegenen Rentier hielt, unvermutet als Sargfabrikant en gros und en detail vorstellt. Ohne Entzücken streift man nun die Eleganz seiner vollen, lächelnden Gattin, die der lebendigste Beweis für das Blühen seines Geschäftes ist. Auch wenn es der Freundliche uns nicht noch vor dem Wiederaufgehen des Vorhangs zuraunte, wir ahnten es, daß sein Umsatz von Jahr zu Jahr steigt. Man soll dem ehrlichen Wirken seines Nächsten das reichste Gedeihen wünschen . . . Der Mensch hat's nicht leicht . . . Keiner wußte besser Bescheid um alle Arten dieser geheimen Gedanken, als Frau Anna Bomberling ...