Dieser Band enthält folgende Romane:
Alfred Bekker: Kaltes Grauen
Alfred Bekker: Schreckensgalerie
Alfred Bekker: Geisterschiff
Die Augen des Dämons leuchteten weiß. Sein tierhaftes, grünlich schimmerndes Gesicht wirkte verzerrt. Die Mundpartie wölbte sich wie bei einem Affen hervor. Zwei Reihen furchterregender Raubtierzähne wurden durch die dunkelroten Lippen entblößt. Eine seiner gewaltigen, mit messerscharfen Krallen bewehrten Pranken hielt das ganz und gar von einer schuppig wirkenden Haut bedeckte Wesen wie zum Schlag erhoben.
Grace Waters schluckte, als sie dem mordlüsternen Blick des Ungeheuers begegnete.
Sie schüttelte leicht den Kopf, öffnete halb den Mund und versuchte etwas zu sagen. Aber kein Ton kam über ihre Lippen.
Stummer Schrecken ließ sie schweigen.
"Meine Güte, Grace! Du bist ja ganz bleich geworden!", hörte sie wie aus weiter Ferne die Stimme ihres Mannes. "Es ist ein Bild, Darling. Nur ein Bild..."
Mit einer beinahe zärtlichen Geste rückte Ray Waters den aufwendigen Holzrahmen zurecht, der das großformatige Ölgemälde umrandete. Waters war 55 und ein erfolgreicher Industrieller. Eine hochgewachsene Erscheinung mit grauen Schläfen und stets in einen dreiteiligen Maßanzug gekleidet.
Er musterte seine um einige Jahre jüngere Frau nachdenklich.
Sie ist wie hypnotisiert durch dieses Gemälde!, ging es ihm durch den Kopf. Grace war eine hübsche Mitvierzigerin mit aparten Gesichtszügen. Eine kühle Blonde - so der äußere Anschein. Zumindest wirkte sie stets beherrscht. Um so mehr wunderte sich Waters, dass der Anblick dieses Bildes seine Frau derart mitnahm.
Er trat zu ihr, legte den Arm um sie und sagte: "Ich hänge es wieder ab, wenn du willst!"
Grace drehte langsam den Kopf zu ihm herum.
Ihr Gesicht wirkte beinahe verstört.
"Ray, ich..."
"Ich habe es vor zwei Wochen in dieser kleinen Galerie erworben... Hier in London!"
"Aber, um alles in der Welt, warum?"
"Ich kann es dir nicht genau sagen", erwiderte er. Tiefe Furchen bildeten sich auf Waters' Stirn. Er wirkte nachdenklich. Sein Blick war nach innen gerichtet. "Es faszinierte mich einfach... Ich war wie gebannt vom Anblick dieses Dämons - oder was immer das auch für eine Kreatur sein mag, die der Künstler darzustellen versuchte..."
"Es wirkt so... realistisch", murmelte Grace. "So, als würde dieses Wesen jeden Augenblick aus dem Bild heraustreten..." Sie atmete tief durch. Waters legte den Arm um sie, und sie lehnte sich gegen ihn. "Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für hysterisch und überspannt. Aber irgendwie glaube ich kaum, dass ich mich im Angesicht dieses Bildes je wohlfühlen kann..."
"Dann kommt es in den Speicher, Darling."
"Nein, das kann ich nicht von dir verlangen!"