Er dachte oft an die Vergangenheit.
Sehr oft.
Immer wieder.
Und er wusste, dass er diese Bilder nie wieder loswerden würde.
"Nie!" - ein Wort, gesprochen von einer klirrend kalten Frauenstimme.
Es war an einem kalten, ungemütlichen Herbsttag, als sie zum Friedhof gingen. Die Frau hatte Blumen mitgebracht.
Geranien. Sie legte die Blumen mit einer bedächtigen, fast feierlichen Geste auf das Grab. Und dann stand sie eine Weile davor und schwieg, während der Junge, mit dem sie gekommen war, sich gegen den kalten Wind stemmte und fror.
Der Junge wusste, dass er die Frau jetzt nicht stören durfte. Sie wurde dann ziemlich ärgerlich. Also sagte er nichts und verhielt sich ruhig, während die Zeit wie eine unendlich langsame Schnecke voran kroch.
Die grauen Wolken waren unterdessen dunkler geworden. Es begann zu regnen. Es war nicht der erste Schauer an diesem düsteren Tag, aber ein besonders heftiger.
"Es regnet!", sagte er, aber es schien die Frau überhaupt nicht zu stören. Sie hörte gar nicht, was der Junge sagte.
Sie schien ganz in sich versunken zu sein, fast wie in Trance. "Mutter, ich bin ganz nass!"
Jetzt sah sie auf ihn herab und der Junge begegnete dem Blick ihrer eisgrauen Augen. In ihrem Gesicht regte sich etwas. Ihre Lippen formten fast ein Lächeln.
Sie kniete sich zu ihm nieder.
"Du bist jetzt der Mann im Haus", sagte sie mit einem seltsamen Ernst in der Stimme. "Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr?"
"Können wir nicht nach Hause gehen? Es regnet doch so!"
"Ja, wir gehen gleich."
"Ich bin schon ganz nass! Und in meinen Schuhen ist auch schon Wasser!"
"Ja, ja. Ich werde dir gleich einen heißen Kakao machen."
Sie beugte sich noch ein wenig weiter vor und sagte dann: "Du musst mir versprechen, dass du mich nie verlässt, hörst du?"
"Warum sollte ich dich denn verlassen?"
"Du versprichst es mir, ja?"
"Klar."
"Nie!"
"Nie."