Die Implementierung technischer Innovation wird heute begleitet von einer auffällig zur Schau gestellten Nonchalance hinsichtlich gewachsener ethischer Paradigmen. Diese werden aber nicht ebenso obsolet wie sonst irgendwelche Gebrauchsgegenstände, die ein Fortschritt überholt. Sondern, sie haben sich als Bausteine gesellschaftlicher Aushandlung in unsere Verfassungen hinein verwoben und wenn unsere Gesellschaften historisch für Toleranz, Teilhabe und Gleichberechtigung optiert haben, dann handelt es sich hier um die Quintessenz ihres nationalen Wesens. Demgegenüber scheint es fraglich, ob der technische Diskurs im Zusammenhang mit der vernetzten Verarbeitung unstrukturierter Daten mit dem Wort der „Demokratisierung“ - das er bemerkenswert oft im Munde führt - etwas anderes meint als ein Aggregat schnöder Stellschrauben zur Befriedung gleichgültiger Konsumentenscharen. Schließlich gilt eine politische Verfassung hier nur als eine „environment of presumed consent“. Die demokratische Idee kann aber nicht durch eine perfektionierte Ordnung ersetzt werden - auch wenn die Opazität einer KI wohl absehbar an die Stelle der „Unsichtbaren Hand“ treten wird. Dennoch bleibt auch ihr Subjekt ein menschliches Wesen - wir lernen es heute gerade erst kennen ...