Das Skoobe-Team hat sich kürzlich auf eine Zeitreise begeben und in einem Meeting über Klassiker der Weltliteratur gesprochen. Dabei stellte sich schnell heraus: Das Thema sorgt für ordentlich Diskussionsstoff!
Kommen für Themenvorschläge normalerweise nur knappe Rückmeldungen wie “Toll!”. “Ach, cool!” oder “Da hab ich einen super Buch-Tipp!”, ging beim Thema “Ungeliebte Schullektüre” sofort eine lebhafte Diskussion los.
Aussagen wie “Woyzeck! Lenz! Bloß kein Büchner!”, oder: “Ich möchte NIE WIEDER etwas von Martin Walser lesen! Wer liest das mit Teenagern???” ließ so manchen Puls in die Höhe schnellen. Aber auch solche Stimmen kamen zu Wort: “Wir haben Krabat gelesen - ich habe es verschlungen!”
Die Idee zum Blogbeitrag war geboren.
Wir fingen sofort an zu vergleichen, wer was lesen musste, da in unserem Team unterschiedliche Generationen arbeiten, und so hätte manch eine, die im Unterricht “Der Besuch der alten Dame” lesen musste, buchstäblich einen Arm für “Tschick” gegeben.
Ohne Zweifel: Schullektüre polarisiert. Sie ist entweder ein Hit oder eine lästige Pflicht.
In den folgenden Top 5 versammeln sich zahlreiche Klassiker, aber auch einige Titel, die einfach richtig schlecht gealtert sind.
Klar, Schüler:innen sollten sich auch in den großen Werken der Literatur gut auskennen, aber muss man deswegen immer die gleichen, oft von Männern geschriebenen Schinken lesen?
Hier stellt das Skoobe Team ihre Liste der schlechtesten Schullektüre vor:
David: Höre ich “Woyzeck”, zucke ich innerlich zusammen. Keine Frage: Büchner war ein großer Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er den fertigen Woyzeck so abgesegnet hätte.
Aufgrund seines frühzeitigen Todes konnte das Werk von ihm nicht fertiggestellt werden. Dafür wurde es zigfach überarbeitet und geändert, und das Ergebnis ist leider… schlecht.
Es wirkt zusammengekleistert, unstrukturiert, es fehlen wichtige Zusammenhänge und der ganze Plot ist irgendwie düster. Habe ich erwähnt, dass es auch langweilig ist?
Falls es irgendwen gibt, der Woyzek verstanden hat oder toll findet, darf sich gerne bei mir melden. Vielleicht hab ich was verpasst?
Lars: Zwei alte Schulfreunde treffen sich, beide jeweils mit der Ehefrau unterwegs, nach vielen Jahren im Urlaub wieder. Es wird in Erinnerungen geschwelgt, es geschehen Dinge, jemand geht im Sturm beim Segeltörn (Warum sind die bei Sturm überhaupt aufs Wasser gefahren?) über Bord, ist aber am Ende gar nicht tot.
Die Hauptfigur ist ein mittelalter Gymnasiallehrer, was vielleicht auch erklärt, weshalb das so gerne in der Schule gelesen wird. Klingt alles langweilig? Ist es auch.
Pia: Eine junge Frau wird durch die gesellschaftlichen Umstände ihrer Zeit gezwungen, einen Mann zu heiraten, der mehr als doppelt so alt ist wie sie selbst. In dieser Ehe komplett vernachlässigt und vereinsamt, geht Effi eine Liebschaft mit einem Offizier ein. Als ihr Mann Jahre später Liebesbriefe ihres Liebhabers findet, ist er außer sich und tötet den anderen Mann in einem Duell. Effi wird von ihm und der Gesellschaft (einschließlich ihrer Eltern) verstoßen und ist am Ende des Buches todkrank und noch einsamer als zuvor.
Effi Briest ist für mich einzigartig. Ich glaube, keine meiner Schullektüren hat sich so sehr gezogen wie diese.
Wegen eines Schulwechsels durfte ich dieses Stück deutscher Literaturgeschichte nicht nur einmal, sondern gleich dreimal lesen. Für mich eine echte Strafaufgabe, denn leider konnte ich auch beim zweiten und dritten Mal keinen Charakter finden, der mir auch nur ein bisschen sympathisch oder wenigstens interessant vorkam.
Hier also meine Empfehlung für alle Fans von toxischer Maskulinität oder Leuten mit Einschlafproblemen.
Juliane: Eine Komödie in zwei Akten? Mir blieb das Lachen im Halse stecken. Der Untertitel “Ein grotesker Witz” hätte es wohl eher getroffen. Darum geht’s im Buch:
Drei Physiker geben sich als Geisteskranke aus und landen mehr oder weniger freiwillig im Irrenhaus, wo sie sogar das Morden beginnen, weil sie fürchten, dass jemand ihre Geheimnisse lüften könnte. Keiner traut mehr dem anderen, und dann gelangen auch noch wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse in die falschen Hände…
Man kann es sich schon fast denken, ein Happy End gibt's hier auf jeden Fall nicht - weder für die Protagonisten, noch für die Leser:innen.
Ich weiß, ich weiß... Man muss das Buch in die jeweilige Zeit einordnen und JA, das Stück war ein riesiger Erfolg am Theater. Aber das Lesen hat mir trotzdem Kopfschmerzen bereitet und ich wollte es einfach nur hinter mich bringen.
Erst Jahre später gestand meine Deutschlehrerin auf einem Klassentreffen, dass sie das Buch am liebsten selbst vom Lehrplan gestrichen hätte. Ich war beruhigt.
Verena: “Hier steh ich nun, ich armer Tor…” Das haben sich schon so manche bei dieser Lektüre gedacht. Klar, eines der größten und bekanntesten Werke der deutschsprachigen Literatur.
Aber trotzdem: Der Faust ist auch sperrig, mit Andeutungen und Bedeutungen gespickt und lädt zu Interpretationen über Interpretationen ein. Allein der Wikipedia-Eintrag ist gefühlt einen Kilometer lang. Richtige Lesefreude kommt da bei jungen Menschen oft nicht auf.
Dir gefällt das Thema? Dann kannst Du Dich schon auf unsere Fortsetzung freuen, die am 16. August erscheint: Literatur, die uns so richtig begeistert hat und die in keinem Lehrplan fehlen sollte.
Verrate uns doch bis dahin, welche Schullektüre bei dir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat - egal ob positiv oder negativ. Wir sind gespannt!
Gib uns gerne Feedback unter feedback@skoobe.de, Facebook oder Instagram.
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