Kanada ist ein großes Land. In Bezug auf die Fläche ist es nach Russland sogar der zweitgrößte Staat der Erde. Mit knapp 38 Millionen Einwohnern hat es jedoch eine äußerst geringe Bevölkerungsdichte: Nur vier Menschen leben hier im Schnitt auf einem Quadratkilometer. Die Geschichte Kanadas beginnt vor knapp 12.000 Jahren, als die First Nations das Land besiedelten. Vor rund 5000 Jahren kamen die Inuit hinzu und ab 1600 begannen die Europäer mit der Kolonialisierung.
Während sich die USA als Melting Pot, als Schmelztiegel der Kulturen, bezeichnen, sieht sich Kanada eher als kulturelles Mosaik. Hier wird das friedliche Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen gefeiert. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Gegenwartsliteratur des Landes wider. Wir stellen Dir 10 grandiose kanadische Autor:innen und ihre Romane vor.
2013 erhielt Alice Munro, damals 82, die höchste Auszeichnung, die einer:m Autor:in zuteil werden kann: den Literatur-Nobelpreis. Das Nobel-Komitee feierte Munro damals als „Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“: Sie könne auf 30 Seiten mehr sagen als andere Autor:innen auf 300. Quelle
Das stellt sie auch in ihrer Kurzgeschichtensammlung „Liebes Leben“ unter Beweis. Auf wenigen Seiten erfasst Munro die geheimen Träume ihrer Protagonist:innen und berührt ihre Leser:innen wie kaum eine andere. Vierzehn brillante Erzählungen, die mit einem furiosen Finale enden: vier Geschichten, in denen sie so persönlich wie nie von sich selbst erzählt.
Margaret Atwood kennen viele spätestens seit dem Serienhit „The Handmaid’s Tale“. Doch schon der Roman „Report der Magd“, der als Grundlage für die Serie diente, gilt als Kultbuch für eine ganze Generation. Margaret Atwood wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Literarisches Geschick beweist sie auch in „Hexensaat“. In diesem Roman erzählt sie Shakespeares „Der Sturm“ neu und kreiert ein großartiges Stück moderner Literatur: Der begnadete Theatermacher Felix will Shakespeares „Der Sturm“ auf die Bühne bringen. Seine Adaption soll ihn noch berühmter machen und ihm helfen, eine private Tragödie zu vergessen. Doch durch eine Intrige verliert er seine Anstellung am Theater. Felix sehnt sich nach Rache. Die Gelegenheit bietet sich ihm 12 Jahre später: Mit den Insassen einer Haftanstalt inszeniert er endlich erfolgreich das bedeutende Stück.
Unter den Top-Thrillerautor:innen ist Chevy Stevens die einzige Kanadierin. Sie lebt inmitten beeindruckender Natur auf Vancouver Island. Dort verfasst sie eindrückliche Thriller rund um starke Frauen, die ums Überleben kämpfen.
So auch Lindsey, die Protagonistin aus „Ich beobachte dich“. Sie lebt mit ihrer 17-jährigen Tochter Sophie an der kanadischen Westküste, seitdem sie in letzter Minute ihrem gewalttätigen Ehemann entkommen ist. Doch nach 11 Jahren Gefängnis ist Andrew nun wieder auf freiem Fuß. Lindsey fürchtet, dass er sie für jedes Jahr hinter Gittern büßen lassen wird, sobald er sie findet. Ist Andrew Lindsey und Sophie bereits auf der Spur?
Louise Pennys Kriminalromane begeistern schon geraume Zeit die kanadische Leserschaft. Einige Titel der Serie gibt es mittlerweile auf Deutsch und auch bei Skoobe zu lesen. In „Hinter den drei Kiefern“ muss Polizeichef Armand Gamache seinen Kurzurlaub unterbrechen. Diesen verbringt er in seinem Wochenendhaus in Three Pines, einem idyllischen Örtchen nur eine Stunde von Montréal entfernt. Am Morgen nach Halloween legt sich allerdings ein Schatten über den kleinen Ort im Wald. Im Dorf steht eine düster verkleidete Gestalt und kurz darauf wird eine Leiche gefunden …
Hinter „Der Verdacht“ verbirgt sich eine intensive, aufwühlende Geschichte über Zweifel einer Mutter an ihrem Kind: Blythe möchte für ihr Wunschkind Violet unbedingt die liebende Mutter sein, die ihr selbst als Kind so sehr fehlte. Doch das Neugeborene fühlt sich in ihren Armen falsch, ja sogar bösartig an. Dieses Gefühl lässt auch in den darauffolgenden Jahren nicht nach. Als schließlich der Sohn Sam geboren wird, geht Blythe völlig in ihrer Mutterrolle auf. Doch dann bricht das größtmögliche Unglück über die Familie hinein und Blythe muss sich ihrer Wahrheit stellen.
Ashley Audrains Debüt lässt seine Leser:innen sprachlos zurück.
Mary Lawson wurde 2006 für den Booker Prize nominiert. Ihr Debütroman „Rückkehr nach Crow Lake“ war ein internationaler Erfolg und wurde in 20 Ländern verkauft. In diesem sehr atmosphärischen und ruhig erzählten Buch geht es um Kate, die durch einen tragischen Unfall zur Vollwaise wurde. Von nun an kümmert sie sich zusammen mit ihren Brüdern Luke und Matt um die kleine Schwester Bo.
Jahre später arbeitet Kate erfolgreich als Biologin an der Universität Toronto und kehrt für ein Familienfest zurück nach Crow Lake. Dort wird sie von den Geschehnissen eingeholt und ihre Welt gerät erneut aus den Fugen.
Jocelyne Saucier schafft mit ihrem Roman eine bewegende Geschichte von unbändiger Lebenskraft. In „Was dir bleibt“ macht sich die 76-jährige Gladys auf eine Reise durch ihre eigene Vergangenheit. Ohne jede Vorwarnung besteigt sie den Northlander-Zug, um spurlos aus ihrem kanadischen Dorf zu verschwinden. Die Nachbarn sind besorgt, schließlich lässt Gladys ihre hilfsbedürftige Tochter Lisana zurück. Der Erzähler begibt sich auf Gladys’ Spuren und rekonstruiert ihre Reise und nach und nach das Leben einer außergewöhnlichen Frau.
„Sein Name war Annabel“ ist das Erstlingswerk der Journalistin und Drehbuchautorin Kathleen Winter und wurde in Kanada als internationaler Erfolg gefeiert.
Wie der Titel schon andeutet, behandelt die Geschichte das Schicksal eines intersexuellen Kindes. Bei der Geburt entscheidet der Vater, dass das Kind als Junge aufwachen soll und nennt es Wayne. Doch im Laufe der Jahre kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Wayne nichts mit dem männlichen Geschlechterbild, welches in der kanadischen Tundra vorherrscht, anfangen kann. Also macht sich Wayne auf die Suche nach sich selbst und entdeckt mithilfe einer nahen Freundin der Familie sich selbst: Annabel.
Richard Wagamese gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern Kanadas und indigenen Stimmen der First Nations. Insgesamt veröffentlichte der 1955 geborene und 2017 verstorbene Autor 15 Bücher. „Der gefrorene Himmel“ wurde u.a. mit dem Publikumspreis des Canada-Reads-Programms ausgezeichnet. Auch der gleichnamige Film, der von Clint Eastwood realisiert wurde, erhielt eine Auszeichnung.
In dem Titel geht es um das Schicksal des kleinen Jungen Saul, der als Kind indigener Herkunft in einem staatlichen Heim aufwächst. Der Kälte des Heims entflieht er auf dem Eishockeyfeld. Sein magisches Talent für das Spiel öffnet ihm einen Weg in die Freiheit.
Welche Romanreihe darf bei einer Aufzählung über bedeutende literarische Werke Kanadas nicht fehlen? Der Jugendbuchklassiker von Lucy Maud Montgomery! „Anne auf Green Gables“ war das Lieblingsbuch von Astrid Lindgren. Es ist also kein Zufall, dass zwischen Anne und Pippi die eine oder andere Gemeinsamkeit besteht.
Das Buch handelt von dem Waisenmädchen Anne, das nach mehreren Stationen in verschiedenen Familien und Waisenhäusern nun bei den Cuthberts leben soll. Das alternde Geschwisterpaar benötigt Unterstützung bei den Arbeiten auf dem Hof. Doch nie hätten sich Matthew und Marilla träumen lassen, dass der quirlige Rotschopf ihr beschauliches Leben auf Green Gables so auf den Kopf stellen wird. Annes wilde Phantasie und ihr feuriges Temperament rufen so manche kleinere und größere Katastrophe hervor und schweißt die Cuthberts nach anfänglichen Startschwierigkeiten so richtig zusammen.
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